Undercover in der Psychiatrie Gebundene Ausgabe – 21. Dezember 2011 von
1887 ließ sich die 23-jährige Reporterin Nellie Bly in eine berüchtigte New Yorker Psychiatrie einweisen. Ihr Erfahrungsbericht über den menschenverachtenden Umgang mit den Insassinnen sorgte für einen Skandal – und begründete eine neue Art von Journalismus.
Nellie Blys Bericht aus dem Irrenhaus machte sie zur Starreporterin der „New York World“. Ihre Erlebnisse sind 2011 erstmals in deutscher Übersetzung erschienen (Zehn Tage im Irrenhaus: Undercover in der Psychiatrie) .
1600 Insassen befanden sich damals im Irrenhaus auf Blackwell’s Island (heute Roosevelt Island). In der vollkommen überfüllten Psychiatrie schien es nicht um Heilung zu gehen, sondern darum, Menschen wegzusperren.
Wer nicht spurte oder sich über die Behandlung beschwerte, wurde ins „Retreat“ verlegt. Zu den eindrucksvollsten Stellen in Nellie Blys Reportage zählen die Berichte zweier Mitpatientinnen aus dieser Station. Die eine erzählt, wie sie dort von Pflegerinnen gefesselt, verprügelt und ihr die Haare in Büscheln ausgerissen wurden. Die andere klagt, man habe sie gewürgt und getreten, und einmal hätten die Schwestern ihren Kopf so lange unter Wasser gedrückt, bis sie zu ertrinken glaubte. Tatsächlich sorgte Blys Reportage dafür, dass sich die Zustände in New Yorks Anstalten für Geisteskranke verbesserten. Nellie Blye stieg zu einer wichtigen Stimme ihrer Zeit auf.