Bei einer Verletzung durch Sturz trotz angebrachten Beckengurtes, der sich – aus welchem Grund auch immer – löste, gilt die Umkehr der Beweislast, weil bei solchen Maßnahmen Gefahren für den Pflegebedürftigen vom Pflegepersonal normalerweise beherrschbar sind. Alle denkbaren Ursachen für…
Regress wegen Verletzungsfolgen einer unsachgemäßen Fixierung.
Eine Krankenkasse nimmt Regress (mit Erfolg) wegen Verletzungsfolgen einer unsachgemäß angebrachten und fachlich vermeidbaren Fixierung. Hintergrund dazu: In einem Seniorenheim in Tirschenreuth war im Juni 2013 eine mit einem Bauchgurt an einen Besucherstuhl gebundene ältere Dame gestürzt. Verwendet wurde…
LG Hildesheim: Sicherung eines sedierten Patienten nach Magenspiegelung in Arztpraxis
Die Sicherung einer sedierten Patientin nach Magenspiegelung in der Aufwachphase fällt in den Bereich des sog. voll beherrschbaren Risikos. Das Risiko ist dem Herrschafts- und Organisationsbereich des Behandelnders zuzuordnen und kann insofern vom Arzt voll beherrscht werden, als der Arzt es…
LG Berlin: Haftung für Zwangsfixierung und Zwangsmedikation
Bei der Zwangsbehandlung eines Patienten bei Einweisung nach den Unterbringungsgesetzen der Länder kommt Haftung ausschließlich nach Grundsätzen der Amtshaftung in Betracht. Die Unterbringung ist staatliche Aufgabe (vergl. OLG München, Urteil vom 29.3.2012 – 1 U 4444/11). Dies gilt nicht nur für…
OLG München: Alkoholdelirium im Krankenhaus ohne weitere eindeutige Anzeichen begründet keine Pflicht zur Fixierung
Ein im Alkoholdelirium eingelieferter Patient sollte zwar durch geeignete Maßnahmen (Sitzwache) vor Selbstgefährdung geschützt werden. Gleichwohl besteht, falls dies unterlassen wird, keine Haftung, da eine Selbstgefährdung damit nicht ausgeschlossen werden kann. Strengste Fixation im Bett ist ohne eindeutige Anzeichen einer…
OLG Hamm: Organisationsverschulden bei urlaubsbedingter extremer personeller Unterversorgung einer Station
Der Träger eines psychiatrischen Krankenhauses haftet aus dem Gesichtspunkt des Organisationsverschuldens dafür, dass Stationen ausreichend besetzt sind vor allem wegen Urlaubs, also wegen eines vom Träger zu beeinflussenden Grundes , wenn der Personalbestand einer Station ohnehin die unterste Grenze des…
LG Heidelberg: Sitzwache im Krankenhaus
Zwar haben auch allgemeine Krankenhäuser, wenn sie bewußtseinsgetrübte Patienten behandeln, dafür zu sorgen, daß jede vermeidbare Selbstgefährdung ausgeschlossen wird; es muß aber nicht jedes nur vorstellbare Risiko verhindert werden. Auch bei einer 68jährigen Patientin mit ausgeprägtem hirnorganischem Psychosyndrom ist die…
AG Kassel: Verletzung durch Mitpatientin in Psychiatrie ist allgemeines Lebensrisiko, Pflichtverletzung wird nicht vermutet
Eine Verletzung durch eine Mitpatientin im psychiatrischen Krankenhaus im psychotischen raptus ist allgemeines Lebensrisiko, eine Verletzung einer Aufsichtspflicht wird nicht vermutet. AG Kassel, Urteil vom 29.01.2015, 435 C 5598 / 13 Details zum Nachlesen
VG Gießen: keine Kostenhaftung für Einrichtungen für Rettungseinsätze bei akuter Lebensgefahr
Heimbetreiber müssen Kosten für Rettungseinsätze, die bei der nächtlichen Suche einer orientierungslosen Seniorin entstehen, nicht tragen, wenn diese in vollem Umfang der Rettung von Bewohnern aus akuter Lebensgefahr dienen. VG Gießen, Urteil vom 04.02.2015 – 4 K 409/14.GI Details zum…
OLG Hamm: keine Haftung der Klinik, wenn angebotene Hilfe zum Toilettengang nicht angenommen wird
Eine Klinik haftet nicht für den Sturz einer Patientin bei einem Toilettengang, wenn die Patientin die Toilette alleine und ohne mögliche Hilfestellungen des Pflegepersonals aufsucht. Wird die angebotene Hilfsleistung nicht angenommen, so wirkt sich dies nicht zu Lasten der Klinik…
LG Essen: Schutzpflicht auf übliche und realisierbare Maßnahme begrenzt
Die aus dem Heimbetreuungsvertrag für den Betreuer erwachsende Nebenpflicht, die Heimbewohner vor Schaden zu bewahren, ist auf die in Pflegeheimen üblichen Maßnahmen begrenzt, die mit einem vernünftigen finanziellen und personellen Aufwand realisierbar sind. Das Anbringen eines Bettgitters stellt, wenn…
OLG Koblenz: Betreuerentscheidung der Ablehnung einer FeM ist zu respektieren
1. Ohne konkreten Anhalt für eine Gefährdung ist ein Altenheim nicht verpflichtet, beim Vormundschaftsgericht die Fixierung eines geistig verwirrten und gehbehinderten Heimbewohners in seinem Rollstuhl zu beantragen. Maßgeblich sind insoweit die Erkenntnisse, die vor dem Schadensereignis gewonnen werden konnten. 2.…
OLG Saarbrücken: keine Beobachtungspflicht außerhalb der Einrichtung
Hat sich das Pflegepersonal davon überzeugt, dass ein halbseitig gelähmter Heimbewohner noch dazu in der Lage ist, sich im Außengelände ohne fremde Hilfe aktiv im Rollstuhl fortzubewegen, besteht keine Veranlassung für ein Verbot, das Heim mit dem Rollstuhl unbegleitet zu…
BGH: Leistungen nach allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse
Der Grundsatz, dass die Träger von Pflegeeinrichtungen ihre Leistungen nach dem allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse bzw. – soweit Heimverträge betroffen sind, für die das zum 1. 1. 2002 in Kraft getretene Heimgesetz i. d. F. vom 5. 11. 2001…
BGH: Schutzpflichten eines Heimträgers und Beweislast für eine schuldhafte Pflichtverletzung
BGH, Urteil v. 28.4.2005 – III ZR 399/04 Der Heimträgerin erwachsen aus den jeweiligen Heimverträgen Obhutspflichten zum Schutz der körperlichen Unversehrtheit der ihr anvertrauten Heimbewohner. Ebenso bestand eine inhaltsgleiche allgemeine Verkehrssicherungspflicht zum Schutze der Bewohner vor Schädigungen, die diesen wegen…
LG Jena: Obhutspflichtverletzung wegen Aufnahme eines Weglaufgefährdeten in Kurzzeitpflegeeinrichtung
Auch Kurzzeitpflegeeinrichtungen haben anläßlich einer Aufnahme zu informieren, wenn sie sie eine erforderliche lückenlose Überwachung nicht gewährleisten können und müssen organisatorische Vorkehrungen dafür zu treffen, dass demente Bewohner nicht unbemerkt weglaufen, wenn eine Weglauftendenz bei Aufnahme bekannt ist. Urteil des…
LG Augsburg: Sturzprophylaxe im Krankenhaus
Die Würde und die Interessen der Patienten seien auch im Krankenhaus vor Beeinträchtigungen zu schützen. In gleichem Maße seien die Selbstbestimmung und die Selbstverantwortung zu wahren und zu fördern. Patienten haben nach einer Fixierung im Bett ein doppelt so hohes…
OLG Hamm– keine voll beherrschbare Risikolage bei begleitetem Toilettengang, wenn Möglichkeit eines Spontananbruchs besteht.
Erleidet eine sturzgefährdete Heimbewohnerin bei einem begleiteten Toilettengang einen Oberschenkelhalsbruch, ist der Heimträger nicht zum Schadensersatz verpflichtet, wenn die Möglichkeit besteht, dass der Sturz die Folge eines Spontananbruchs des Oberschenkelhalsknochens war. Urteil des 17. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Hamm vom 27.01.2014…