Fixierungen im Klinikalltag – Spiegel online berichtet

Pflegewissenschaftler sammelten Daten von mehr als 1200 Patienten auf 61 Stationen in vier Krankenhäusern in NRW. Das Ergebnis: Fast bei jedem achten wurden körperlich einschränkende Maßnahmen eingesetzt. Feste Bettgitter, Gurte ums Handgelenk, Bauchgurte oder Vorsatztische  sind danach  auf Klinikstationen gang und gäbe. Der  Einsatz variierte dabei stark. Von den allgemeinmedizinischen Abteilungen wendeten manche gar keine Zwangsmaßnahmen an, andere bei jedem dritten Patienten. Auf Intensivstationen war der Unterschied noch gravierender: vom kompletten Verzicht bis zum Einsatz bei 90 Prozent der Patienten. Diese Unterschiede hingen nicht davon ab, welche Patienten oder Ausstattung die Stationen hatten. „Es scheint sich viel in den Köpfen der Behandelnden zu entscheiden“, folgert Gabriele Meyer von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Das ist überraschend, aber zugleich ein gutes Zeichen. Denn dieses Ergebnis zeigt auch, dass freiheitseinschränkende Maßnahmen nicht immer sein müssen.“ Es sei jedoch falsch, nun alle Schuld auf das Personal zu schieben. In Alten- und Pflegeheimen sowie Psychiatrien sei  man beim Thema schon weiter: Der Artikel benennt ausdrücklich den Werdenfelser Weg, um auch in Krankenhäusern zu einem bedachteren Umgang mit restriktiven Maßnahmen zu verhelfen. Auch Pflegeforscherin Cäcilia Krüger engagiert sich in der Initiative Werdenfelser Weg. Ihre Beobachtung: Die Frage, ob die Methoden die beste Lösung sind, kommt auf den Stationen immer noch zu kurz. Es sei daher wichtig, das Personal zu sensibilisieren, welche Folgen eine Restriktion für den Patienten haben kann – und nach Alternativen Ausschau zu halten. „Wir müssen vor allem die Haltung der Behandelnden verändern“, betont Meyer. „Aber eben nicht nur die: Die Strukturen im Klinikalltag und das Gesundheitssystem müssen eine würdevolle und Autonomie bejahende Pflege ermöglichen. Dazu brauche es auch mehr Personal. Dass nicht unzählige neue Stellen geschaffen werden könnte, ist Meyer klar. Sie plädiert dafür, Angehörige und Ehrenamtliche mehr in den Klinikalltag einzubinden. Sie könnten eine persönliche Assistenz für die Patienten sein. Denn: Die Anwesenheit von anderen Menschen mache restriktive Maßnahmen oft überflüssig.

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/klinik-zwangsmassnahmen-gurte-und-gitter-gehoeren-zum-alltag-a-958440.html

http://www.chemie.uni-hamburg.de/igtw/Gesundheit/images/pdf/Krueger_2013.pdf

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