Patientensicht auf Fixierungen in der Psychiatrie : Erniedrigung und Sicherheit

Aus nachträglichen Befragungen von Psychiatriepatienten, wie sie die vorübergehende Fixierung erlebt haben:

Die Patientin gibt an, Erniedrigung empfunden zu haben. Die Pflege habe sie ohne Respekt behandelt, indem man sie nicht ernst genommen habe und kindisch maßgeregelt worden sei. Jedoch kann sie sich nicht mit der Durchführung der mechanischen Fixierung anfreunden.
Die Betroffene kann sich nicht an alle Einzelheiten erinnern. Sie weiß, dass sie zu Beginn lange an den Gurten gerüttelt habe, bis sie bemerkt habe, dass es nichts nützen würde. Die Fixierung war für sie belastend und hat ein beklemmendes Gefühl hervorgerufen. Sie berichtet 5 Tage und 5 Nächte lang mit Gurten fixiert gewesen zu sein und äußert sich sehr nüchtern dazu: Es sei schwierig, weil sie nicht ohne weiteres aufs WC gehen könne, aber man gewöhne sich daran. Die Patientin berichtet, dass sie während der Fixierung sehr unruhig war und an den Gurten gezerrt habe. Zur Ruhe sei sie erst nach dem zweiten Tag gekommen. Sie gibt an eine medikamentöse Therapie erhalten zu haben, weiß aber nicht warum sie die verschiedenen Medikamente erhalten hat.
Die Betroffene ist der Meinung, dass es ja gut sei, wenn man angegurtet sei „Da kann man sich selber nichts mehr antun, dass ist gut“, man komme zur Ruhe. Während der Dauer der Fixierung habe sie wenig Kontakt zu Personen gehabt. Sie meint, dass es ihr fast zu wenig gewesen sei. Als die Gurte wieder gelöst wurden hatte sie sich so daran gewöhnt, das sie in der Nacht aus Gewohnheit nicht aufgestanden sei, weil sie dachte sie sei noch fixiert. Belastend sei der Gedanke wieder in die Maßnahme zu kommen, darum sei man besonders vorsichtig das nichts mehr vorfalle. Wenn sie etwas aufrege bei einer Person hätte sie nicht die Macht etwas zu sagen, die Gefahr dass man gleich wieder in die Maßnahme müsse, sei hoch.

zitiert aus eine Diplomarbeit von 2008 von Cornelia Reißner: Zwangsfixierung in der Psychiatrie – Aspekte aus Sicht des Patienten

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